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Ich war es nicht!



Wie viele Fehler, wie viele Versuche und Verbesserungen, Abbrüche und Neuanfänge muss man unternehmen, um annähernd Design-Perfektion wie hier zu erhalten? Diese Gedanken gehen mir hier beim Besuch des Apple HQ in Cupertino durch den Kopf.



Fehlerkultur zu entwicklen, zählt zu den derzeit am meisten geforderten Imperativen in der sich agilisierneden Unternehmenswelt. "Wir müssen Fehler machen dürfen und daraus lernen, da wir schneller werden müssen." Das ist im Grunde richtig, dabei vergessen wir aber, dass dies ein komplettes mindshift und eine differenziertere Betrachtung verlangt.



Welche Blockaden wirken der plötzlichen positiven Fehlerkultur entgegen?

Ich wars nicht!


Zum Erfolgs-und Überlebenskanon in Unternehmen gehörte es dazu, im Notfall Fehler zu negieren, die Schuld auf Umstände und System zu geben oder ganz den anderen anzuhängen. Verantwortung bei Misserfolg zu übernehmen wurde/wird sanktioniert und nicht belobigt. Prominente Beispiele und Auswüchse dieser "Angst vor Fehler - Kultur" und ihrer Folgen sind hinreichlich bekannt.


Geübter Risikoblick

Tim Höttges, CEO der Deutschen Telekom sagt, dass man zwischen zwei Fehlertypen unterscheiden müsse: Risiken zu übersehen und Chancen zu übersehen. Der Schwerpunkt lag in den letzten Jahren auf der Risikominimierung und damit einer Haltung der "Zero-Failure-Tolerance" .


Gefühlter Kompetenzverlust

Fehler einzugestehen wird als Kompetenz- und weiters als Autoritätsverlust empfunden. Doch heute kann ein Experte oder Erfahrener nicht mehr alles wissen. Schon gar nicht zu jedem Thema und Zeitpunkt.


Wo Fehler erwünscht sind, wo nicht

Nicht überall ist Fehler-machen möglich und erwünscht. Fehler vermeiden ist nicht nur in Hochsicherheitsberufen notwendig, sondern auch bei Spitzenleistungen im Sport oder Medizin usw.


Fehler zu erlauben ist ein Must in der Entwicklung von Produkten, Services, Ideen etc. Diese Differenzierung müssen Führungskräfte klar unterscheiden und dafür Regeln entwicklen.


Confirmation Bias ist aktiv

Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, Informationen zu filtern, die eher unsere Meinung unterstützen, als ihr zu widersprechen. Entstehen plötzlich durch neue gegenläufige Informationen Widersprüche, erzeugen diese innere Anspannung wie schlechtes Gewissen, Schuld oder Ängste. Kein angenehmer Zustand.Diese "kognitive Dissonanz" ist der Motor zur automatischen Selbstrechtfertigung um innere Entspannung herzustellen. All das läuft unbewusst.

Umdeutung von Versagen

Um die Angst vor Fehlern zu verringern, werden in Unternehmen Initiativen gestartet.


Am meisten begegne ich derzeit:

  • Failure (Fuckup) Nights: Spezielle Settings, in denen bekannte Manager über ihre Fehler und Learnings berichten

  • Failure Rankings: Welcher Fehler hat uns am meisten gelehrt und Geld gebracht

  • Team Retros: Die Arbeit einer Woche wird in kritischen Reflexionen hinterfragt und angepasst und Fehler als Lernchance eingesetzt.

  • Agile Leadership Development: Spezielle Lern-Settings für Reflexionen und Feedbacks hinsichtlich Fehlern und Scheitern

All diese Aktivitäten sind wertvoll und richtig. Vergessen darf man dabei nicht, dass der kulturelle Kontext von Schuld-und Schamgefühlen auf individueller Ebene nicht rasch umzupolen ist. Es handelt sich hierbei um persönliche Haltung und Einstellung zum Thema Misserfolg und Fehler machen. Mindshift, also die Veränderung der Denk-und Fühllogik, geht nur langsam vor sich und muss oft und positiv erfahren werden.



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